Madagaskar Hintergrund
Was war bisher?
Ein paar Infos wie wir überhaupt auf die Idee gekommen sind:
- Alles fing 2001 an, als Charlotte nach einer Famulatur in einem Entwicklungsland suchte. Dabei stieß sie auf ein Krankenhaus in Madagaskar, an dem der Vater eines Kommilitonen als Chirurg arbeitet. Leider musste die geplante Famulatur 2002 dann abgesagt werden, da es nach Neuwahlen über einige Wochen einen Generalstreik im Land gab und es kein Benzin gab um sich fortzubewegen. (Stattdessen ging sie dann nach Heidelberg.)
- Die Idee eine solche Arbeit einmal kennen zu lernen blieb aber noch länger im Kopf. Wenn nicht als Student sondern als Arzt, schien es ihr aber sinnvoller erst mit Erfahrungen aus der Intensivstation zu gehen, so dass das Ganze erstmal eine Weile ruhte.
- Seit die Intensivzeit nun in den Blick kam ist die Idee wieder aufgelebt und Hartmut hat sich mit anstecken lassen. Sechs Monate können nur ein kleiner Einblick sein, aber wir wollen das Abenteuer trotzdem wagen.
Wo geht’s überhaupt hin?
- Das Reiseziel heißt Mandritsara, eine Kreisstadt im Nordwesten Madagaskars mit 12 000 Einwohnern. Madagaskar ist eine große Insel an der Ostküste Afrikas, deren Menschen, Fauna und Flora auf Grund der Insellage ziemlich einzigartig sind. Während es viele Tierarten gibt, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt, stammen die Menschen von den Polynesiern ab und kamen wohl vor etwa 2000 Jahren auf Flößen aus Südostasien auf die Insel.
- Die Sprache hat folglich Ähnlichkeit mit dem Malaysischen (nicht, dass uns das viel helfen würde). Die Schriftsprache habe die ersten Missionare aus Wales eingeführt. Wer Walisisch kennt kann daher vielleicht nachvollziehen, dass für unseren Geschmack geschriebenes und gesprochenes Wort nur sehr entfernte Ähnlichkeit miteinander haben. Eine Grundregel scheint zu sein die ersten 1-4 und die letzten 1-2 Silben einfach fallen zu lassen.)
- Die Menschen in Madagaskar sind sehr arm und es gibt wenig Infrastruktur (eines der Länder mit dem niedrigsten „Human Development Index“). Leider haben die aktuellen politischen Veränderungen auch zu einem Einbruch des Exports geführt, wodurch viele weitere Menschen Ihre Beschäftigung verloren haben.
- Die medizinische Versorgung ist mehr als dürftig. Es gibt viele Infektionskrankheiten, aber nicht so viel AIDS wie in Kontinentalafrika. Malaria und Durchfallerkrankungen wie Cholera sind daher große Killer und betreffen vor allem Kinder.
Was begeistert uns an dem Projekt in Mandritsara?
- Das „Hopitaly Vaovao Mahafaly“ bringt eine medizinische Grundversorgung für viele Menschen, die sonst keinen Zugang zu dringend notwendigen Operationen hätten. Hierzu gehören vor allem Kaiserschnitte und Versorgung von Knochenbrüchen nach Unfällen. Hier können die örtlichen Heilkundigen („Masseure“), leider nur wenig helfen. Das nächste Krankenhaus mit einer ähnlichen Ausstattung ist mehr als 200 km entfernt.
- Für Operationen an den Augen kommen zusätzlich Menschen aus sehr großer Entfernung, da die einheimische Augenärztin fast die einzige Chirurgin dieser Art im Norden Madagaskars ist. Durch diese Eingriffe kann vielen Menschen das Augenlicht wieder geschenkt werden.
- Das Krankenhaus wurde zwar durch die Initiative einer Missionsgesellschaft gegründet, mittlerweile liegt die Leitung des Projekts aber in der Hand von Einheimischen, so dass kein „Kulturimperialismus“ propagiert wird. Trotzdem arbeiten dort auch noch Volontäre aus Europa, die unseren Kulturschock nachvollziehen können.
- Die Arbeit hat einen weiten Ausblick: durch regelmäßige Fahrten in benachbarte Dörfer, eine Schule zur Ausbildung von Krankenschwestern und die Schule wird ein Beitrag zur Gesamtgesellschaft geleistet. Auch wenn wir nur kurz da sind, ist es also kein kurzsichtiges Projekt.
- Die wichtigste Motivation des Projektes ist die Nächstenliebe als Ausdruck gelebten christlichen Glaubens. Die christliche Botschaft wird auch weitergesagt, aber ohne Einfluss auf die medizinische Behandlung oder den Zwang ein Dogma zu vertreten oder einer Organisation beizutreten. Das Christentum ist schon lange Teil der madagassischen Kultur, aber oft ist es vermischt mit den Riten der Ahnenverehrung und der Angst vor den Geistern der Ahnen.